Vier beispielhafte Projekte, ein genussvoller Mittagsimbiss und viele spannende Einblicke standen am Samstag, 24. Mai, auf dem Programm der Jubiläumsbustour des Landschaftspflegeverbands Neumarkt i.d.OPf. e.V. Seit drei Jahrzehnten engagiert sich der Verband für den Erhalt und die nachhaltige Entwicklung unserer einzigartigen Kulturlandschaft. Dieses runde Jubiläum wurde mit rund 40 gut gelaunten Teilnehmenden – darunter Landrat und Vorstandsvorsitzender Willibald Gailler sowie zahlreiche Bürgermeister – auf einer abwechslungsreichen Tour durch den Landkreis gefeiert.
Gemeinschaft für die Landschaft
Gestartet wurde am Landratsamt Neumarkt, wo Geschäftsführer Werner Thumann und seine Stellvertreterin Agnes Hofmann die Gäste begrüßten. Thumann betonte die besondere Struktur des Verbands: „Die sogenannte Drittelparität – gleichberechtigte Vertretung von Kommunalpolitik, Landwirtschaft und Naturschutz – ist das Herzstück unserer Arbeit. Nur im Miteinander können wir Natur- und Artenschutz erfolgreich gestalten.“
Streuobstwiesen und Heckenvielfalt in Pöfersdorf
Erste Station war der Ortsteil Pöfersdorf (Gemeinde Lupburg), wo Landrat Gailler einen Rückblick auf 30 Jahre Verbandsarbeit gab: „450 Pflegeflächen mit über 1.200 Hektar werden aktuell betreut, durchschnittlich werden Jahr für Jahr 140 Landschaftspflegemaßnahmen umgesetzt. Im Jahr 2024 waren es 170 Maßnahmen, ein Rekord!“ Es profitieren nicht nur Landschaft und Natur, auch den Landwirten nützt die Pflege: Die Landschaftspflegemaßnahmen werden von Landwirten, abgerechnet über die Maschinenringe, umgesetzt. „Bis heute konnten dadurch rund 6,5 Mio. Euro direkt an die Landwirte für die Umsetzung von Landschaftspflegemaßnahmen ausgezahlt werden!“
Agnes Hofmann stellte das Projekt „Juradistl – Biologische Vielfalt im Oberpfälzer Jura“ vor. Eine Besonderheit ist im Juradistl-Projekt die umfängliche Beratung von Betrieben mit Betrachtung der gesamten landwirtschaftlichen Flächen und der Hofstelle. Dafür wurde eigens das Konzept der „Höfe der Biologischen Vielfalt“ entwickelt. In Pöfersdorf nun konnte ein solcher Hof der Biologischen Vielfalt kennengelernt werden. Der Nebenerwerbsbetrieb Pretzl wurde umfangreich begleitet und hat in vorbildlicher Weise viele Maßnahmen umgesetzt. Die Gäste zeigten sich begeistert von den zwei großflächigen Streuobstwiesen mit über 100 Hochstämmen sowie einer neugepflanzten Lindenreihe. Zudem wurden in den vergangenen Jahren auf einer Länge von rund 650 m Hecken mit über 900 heimischen Sträuchern wie Weißdorn, Schwarzer Holunder, Wolliger Schneeball, Pfaffenhütchen, Heckenrose oder Haselnuss gepflanzt. Diese Hecken sind ideale Rückzugsräume und Wanderungsachsen für die heimische Fauna. Die Wiesen im Betrieb Pretzl werden mittlerweile alle extensiv bewirtschaftet. In einem weiteren Schritt werden momentan Maßnahmen für mehr Biodiversität auf der neuen Beeren-Sträucher-Anlage wie beispielsweise die Installation eines Sandariums, umgesetzt
Magerrasen und Radlgenuss an der Schwarzen Laber
Bei einem knapp zweieinhalb Kilometer langen Spaziergang durch das landschaftlich eindrucksvolle Tal der Schwarzen Laber von Klapfenberg bis Darshofen erläuterten Agnes Hofmann und Gebietsbetreuerin Carola Bierschneider, warum diese Region zu den ökologischen Juwelen der Oberpfalz zählt und stellten weitere Arbeitsschwerpunkte des Landschaftspflegeverbands vor. Die Magerrasen mit ihren Wacholderheiden und Felsfluren hier sind nicht nur besonders charakteristisch für unsere Juralandschaft, sie sind auch Lebensraum für viele seltene Pflanzen- und Tierarten, z.B. Sonnenröschen, Thymian, Silberdistel oder Bläulinge. Die enge Verzahnung der ganz trockenen Magerrasen der Talhänge mit den feuchten Flächen in der Talaue ist verantwortlich für den besonders hohen Artenreichtum der Tier- und Pflanzenwelt. Viele besonders seltene Arten besiedeln diese Extremstandorte. Wo aufgrund fehlender oder zu geringer Beweidung zu viele Gehölze wachsen, werden die Magerrasen und Felsbereiche - schwerpunktmäßig von Klapfenberg über Darshofen bis Degerndorf-Eggenthal - im Rahmen von Landschaftspflegemaßnahmen wieder freigestellt. Und so kann dann der Wanderschäfer mit seiner großen Herde durchgängig diese großflächigen Talhänge beweiden.
Auf dem familienfreundlichen Schwarze-Laber-Radweg mit 44 Kilometern und elf Infostationen lässt sich die Schönheit dieser Landschaft bestens erkunden – ein Projekt des Landschaftspflegeverbands, das Natur erlebbar macht.
Bildung & Brotzeit im HAUS AM HABSBERG
Ein weiterer wichtiger Schwerpunkt der Arbeit des Landschaftspflegeverbands Neumarkt ist die Umweltbildung, die mit dem 2008 eröffneten HAUS AM HABSBERG einen festen Ort gefunden hat. Hier begrüßte Katja Schumann die Jubiläumsgäste und stellte kurz die Arbeit der staatlich anerkannten Umweltstation vor. Ein gemeinsamer Mittagsimbiss sorgte zudem für das leibliche Wohl und bot Gelegenheit zum Austausch und zur Vertiefung der Eindrücke.
Moorpflege im Deusmauer Moor
Am Nachmittag ging es weiter zum Deusmauer Moor bei Lengenfeld (Stadt Velburg), das vielfältige Lebensräume für selten gewordene Tier- und Pflanzenarten bietet. Als größtes zusammenhängendes Kalkflachmoor der Frankenalb hat es eine besonders hohe Bedeutung für den Naturschutz. Um das verbliebene hochwertige Artenpotential zu erhalten, hat sich der Landschaftspflegeverband Neumarkt i.d.OPf. e.V. zusammen mit der Höheren und Unteren Naturschutzbehörde die Erhaltung und Optimierung der gefährdeten Feucht- und Nasslebensräume im Deusmauer Moor zum Ziel gesetzt. Neben der Ausdehnung von Landschaftspflege oder den Ankauf von Moorflächen ist die Besucherinformation und – Sensibilisierung ein besonderer Schwerpunkt im Projekt. Daher bietet die Projektmanagerin Katrin Mayer regelmäßige Führungen im Deusmauer Moor an und gab den Teilnehmenden auf hier einen anschaulichen Einblick in die Mächtigkeit der Moorschichten vor Ort sowie der Bedeutung für den Klima- und Naturschutz.
Bach in Bewegung – Renaturierung des Hengerbachs
Als letzte Station der Jubiläumstour stellte Landschaftspflegeverbandsmitarbeiterin Tina Dünzkofer die Renaturierung des Hengerbachs im südlichen Bereich von Pavelsbach (Markt Postbauer Heng) vor. Der Hengerbach wurde hier auf einer Länge von 1,3 Kilometern umfassend renaturiert. Ziel der Maßnahme war es, dem Bach ein naturnahes, geschwungenes Bett zurückzugeben und damit einen artenreichen Lebensraum für Flora und Fauna zu schaffen. Insgesamt standen 14,3 Hektar Fläche zur Verfügung, die durch Grundstücksankäufe mit Hilfe von Ersatzgeldern der Unteren Naturschutzbehörde ermöglicht wurden. Neben der Umgestaltung des Bachlaufs wurden auch Flutmulden zur Wiedervernässung und zum natürlichen Hochwasserschutz angelegt. Durch extensive Bewirtschaftung ohne Dünger oder Pestizide entstehen blütenreiche Wiesen, die Lebensraum für bedrohte Arten wie Sumpfschrecke, Wiesenknopf-Ameisenbläuling, Libellen und Wiesenvögel bieten.
Ein Tag voller Naturimpulse
Gegen 17:30 Uhr kehrte der Bus zum Landratsamt zurück. Die Gäste nahmen nicht nur wertvolle Eindrücke mit, sondern auch die Erkenntnis, wie vielseitig, partnerschaftlich und zukunftsorientiert Landschaftspflege heute gedacht und gemacht wird. Oder wie es Landrat Gailler bereits zu Beginn der Tour ausdrückte: „Landschaftspflege ist gelebter Naturschutz – für Mensch, Natur und unsere Heimat.“