Rheinischer Winterrambur, Geheimrat Dr. Oldenburg, Champagner-Renette, Wettringer Taubenapfel oder Berner Rosenapfel – die Vielfalt unserer heimischen Apfelsorten sorgte für eine fruchtige Geschmacksexplosion beim Herbsttreffen des Neumarkter Unternehmerstammtischs. Dabei zeigte sich, wie verschieden die Geschmäcker sind – ein Plädoyer dafür, unsere einmalige Sortenvielfalt unbedingt zu erhalten.
Das Thema Streuobst in all seinen Facettenstand im Mittelpunkt des von der Neumarkter Lammsbräu und dem Landschaftspflegeverbands Neumarkt i.d.OPf. e.V. organisierten Treffens. Werner Thumann und Agnes Hofmann vom Landschaftspflegeverband Neumarkt informierten über verschiedene Streuobstprojekte des Verbands, von der Pflanzung, über die Pflege bis hin zur Verwertung beispielsweise als Juradistl-Apfelschorle.
Streuobstbestände sind von höchster Bedeutung für die Kulturlandschaft und für die Biodiversität, und sie liefern nachhaltig gesundes Obst und gesunde Obst-Produkte. Dieser enorm hohe Wert wird auch dadurch unterstrichen, dass die UNESCO den Streuobstanbau in Deutschland als Immaterielles Kulturerbe aufgenommen hat. Mit über 2.000 Obstsorten gibt es auf den Streuobstwiesen eine einzigartige genetische Vielfalt, die es unbedingt zu erhalten gilt. Mit der Unterzeichnung des Bayerischen Streuobstpakts im Herbst 2021 ruft die Bayerische Staatsregierung alle gesellschaftlichen Gruppen auf, die Streuobstbestände zu erhalten und zu mehren. Hier kommen nun die Unternehmen ins Spiel, die z.B. als Flächeneigentümer, als Arbeitgeber oder als Verbraucher etwas für den Erhalt oder die Neuanlage von Streuobstbeständen tun können.
Für die Neuanlage von Streuobstbeständen gibt es mittlerweile gute Fördermöglichkeiten, sowohl auf öffentlichen als auch auf privaten Flächen. Auch die Pflege von Obstbäumen, insbesondere von alten Biotopbäumen, ist mittlerweile förderfähig. Hierzu wurden einige Umsetzungsmaßnahmen des Landschaftspflegeverbands vorgestellt. Hierzu kann der Landschaftspflegeverband auch Unternehmen beraten. Auch bei der Pflanzung von Streuobst im Rahmen von Ausgleichsmaßnahmen kann eine Beratung durchaus wichtig sein. Alle sind sich einig, dass die richtige Sortenauswahl entsprechend der Standortverhältnisse ganz entscheidend für den langfristigen Erfolg der Obstbaumpflanzung ist. Beim Landschaftspflegeverband sowie Kreisverband für Gartenbau und Landespflege gibt es dazu eine Sortenliste mit Empfehlungen für die freie Landschaft sowie für den Hausgarten. Insbesondere für die freie Landschaft kommen robuste, altbewährte Sorten zum Einsatz. Hier setzt man auf Sortenvielfalt statt nur auf einige wenige Sorten.
Sind die Bäume mal gepflanzt, steht als nächste Herausforderung die richtige Pflege, insbesondere der Obstbaumschnitt, an. Auch das betrifft die Unternehmen, die oftmals Obstbäume auf Ausgleichsmaßnahmen gepflanzt haben.
Hier bietet der Landschaftspflegeverband zusammen mit dem Kreisverband für Gartenbau und Landespflege regelmäßig Schnittkurse an. Seit diesem Jahr wird auf Oberpfalzebene die Ausbildung zum Zertifizierten Obstbaumpfleger durchgeführt.
Und natürlich muss das gesunde, wohlschmeckende Obst dann auch seine Abnehmer finden. Seit über 25 Jahren gibt es dazu die Obstbörse, die jährlich im Oktober vor dem Landratsamt stattfindet und den Obstbaumbesitzern die Möglichkeit gibt, ihr ungespritztes Obst anzubieten. Eine sehr gute Verwertungsmöglichkeit für Streuobst ist die Herstellung von Apfelsaft. Hier hat der Landschaftspflegeverband Neumarkt die Juradistl-Apfelsaftschorle zusammen mit der Kelterei Nagler in einem Gemeinschaftsprojekt mit den angrenzenden Verbänden aus Amberg-Sulzbach, Regensburg und Schwandorf auf den Markt gebracht. Mit dem Genuss der Juradistl-Apfelschorle, z.B. auch als Tagungsgetränk in den Firmen, trägt man direkt zum Erhalt der Streuobstwiesen in unserer Region bei.